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Titel :
Das Urlaubs-Kartell
Autor :
Rüdiger Liedtke
ISBN :
38218399112
Verlag :
Preis :
19,90 Euro
Infos :
Die Tourismus-Industrie boomt. Das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres ist zu einem Milliarden-Spiel geworden. Und dabei mischen die Deutschen als „Reiseweltmeister“ kräftig mit. Sie geben für Urlaub und Kurztrips jährlich 50 Milliarden Euro aus. Hohe Renditen in immer weniger Taschen, denn die Branche erlebte in den letzten Jahren eine nie gekannte Fusionswelle. Die drei größten deutschen Reiseveranstalter – Preussag (WORLD OF TUI, Thomas Cook und Rewe (IST) – beherrschen mehr als drei Viertel des deutschen Marktes und liegen auch europaweit an der Spitze.

Rüdiger Liedtke, Journalist und Autor des Jahrbuchs Wem gehört die Republik, analysiert in Das Urlaubs-Kartell die Macht der deutschen Reise-Riesen. Er beschreibt ihre globalen Aktivitäten und die Folgen der Konzentration für die Reisenden und die Zielregionen. Denn die großen Tourismus-Konzerne diktieren den Reiseländern längst ihre Bedingungen. Allein die TUI-Gruppe bestimmt über 20 Prozent des Wirtschaftsaufkommens von Mallorca und nutzt diese Position, um dort, wie zuletzt beim Thema Ökosteuer, Politik zu machen.

Die Strategie der großen Veranstalter zielt darauf, den Reiseetat der Urlauber komplett dem jeweiligen Unternehmen zu sichern. Die Fusionen und Übernahmen der letzten Jahre haben die Grundlage dazu gelegt. Denn mittlerweile verfügen die integrierten Reisekonzerne auch über Reisebüros, Charterfluglinien, Transportunternehmen für den Transfer in die konzerneigenen Hotelketten und sogenannte Zielgebietsagenturen, die den Urlauber vor Ort betreuen und dafür sorgen, dass die gebuchten Ausflüge ebenfalls Geld in die Kassen des Veranstalters spülen. Das immer beliebter werdende Konzept all inclusive befreit die Reisenden auch von der lästigen Pflicht, ihre Hotelanlage zwecks Nahrungsaufnahme zu verlassen: der Umsatz, den sonst kleine Restaurants, Straßenhändler oder lokale Taxifahrer gemacht hätten, verbleibt auch hier beim Veranstalter.

Während der Urlauber über unzählige Kataloge und Veranstalter-Marken eine nicht existierende Vielfalt an Reisezielen vorgegaukelt bekommt, ist er für die Reise Konzerne nur mehr Verschiebermasse auf dem Markt der frühzeitig und zentral eingekauften Kontigente an Hotelbetten und Sitzplätzen in den Ferienfliegern. Mittels moderner Datenverarbeitung steuern die europaweit operierenden Tourismus-Unternehmen je nach Buchungslage Preise und damit auch die Urlbauerströme in die verschiedenen Destinationen. Damit sind die großen Veranstalter auch gegen politische Krisen oder Naturkatastrophen gewappnet. Während kleine, auf wenige Reiseziele spezialisierte Veranstaltuer ruinöse Buchungsrückgänge verzeichnen, können die Multis ihre Urlauber in ruhigere Ziele umleiten. Mit der zunehmenden Konzentration (in Frankreich und Osteuropa warten auf die drei Marktführer lukrative Märkte) wird auch der Preiskampf der letzten Jahre, von dem der Kunde profitiert hatte, verschwinden. Vielmehr werden sich die Veranstalter mittelfristig die Urlaubsziele unter sich aufteilen und die Preise dem Urlauber diktieren. Dieser, so Liedtke, wird immer mehr zur statistischen Größe, die durch Kapazitätsmanagement und Bettenpools ganz nach Bedarf gesteuert und manipuliert werden kann.