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Titel :
Schokolade
Autor :
Hartmut Roder
ISBN :
3861083728
Verlag :
Preis :
14,80 Euro
Infos :
Im Jahre 2001spielte sie gleich in zwei Kinofilmen die Hauptrolle: In „Chocolat“ und in „Schokolade zum Frühstück“ – sinnlich und süß, als Aphrodisiakum, Trostspender und „Sonne für die Seele“ ist Schokolade nach wie vor in aller Munde. Pro Kopf genießt jeder Bundesbürger jährlich mehr als 8 Kilogramm des zarten Schmelzes. Damit zählt Deutschland zu den Ländern mit dem größten pro-Kopf-Verbrauch weltweit. Nach Kaffee, Erdöl und Zucker ist Kakao heute die lukrativste Handelsware und eines der wichtigsten Genussmittel unseres Kulturkreises. Aber in großen Teilen der Welt bedeutet Schokolade viel mehr. Sie ist Lebensgrundlage für Pflanzer im Hochland von Mexiko oder Kamerun. Sie war (und ist) ein Machtinstrument für zentralamerikanische und afrikanische Regierungen und sie bedeutet „big business“ für Lebensmittelkonzerne und Spekulanten. Eine Ausstellung im Bremer Übersee-Museum informiert ab September 2002 über die süßen und bitteren Hintergründe der braunen Bohne – zum Vertiefen (nicht nur für Ausstellungsgänger) ist das vorliegende Begleitbuch zu empfehlen.

Die Autoren des Bandes verfolgen den Weg der Kakaobohne von ihrer Entdeckung in Mexiko bis zu den Zukunftstrend des neuen Jahrtausends auf dem deutschen Schokoladenmarkt. Auf dem Weg dorthin wird erklärt, wie Kolumbus die Trinkschokolade der Maya und Azteken schätzen lernte und sie nach Europa brachte, wie der Kakao im 16. Jahrhundert den Weltmarkt eroberte und sich in Form großer Plantagen allmählich von Zentral- und Mittelamerika über die karibischen Inseln in Richtung Asien und Afrika verbreitete. Auch Deutschland trieb die Kakaoproduktion in der ehemaligen Kolonie Kamerun rücksichtslos voran – auf Kosten der Einheimischen, von denen nicht wenige auf den Plantagen ihr Leben ließen: „Es ist nicht zuviel gesagt“, schreibt die Deutsche Reichs-Post 1900, wenn „behauptet wird, daß jährlich 20 Prozent der Arbeiter als Kulturdünger dienen“.

Das reich bebilderte Buch räumt auch Themen wie der Botanik des Kakaos, seiner Erforschung in der Medizin sowie Schokolade in der Literatur ihren Platz ein – Anekdoten inklusive. Während sich beispielsweise in Frankreich der Marquis de Sade kiloweise Schokoladenpulver ins Gefängnis senden ließ, schickte in Weimar Wolfgang von Goete seine Frau Christiane regelmäßig zum Schokoladeneinkauf. Einen Schwerpunkt bilden die Beschreibungen des deutschen Schokoladenmarktes aus überwiegend bremischer Sicht. Eine Einschränkung, die jedoch auf der Hand liegt. Die Hansestadt gilt als Geburtsstätte der deutschen Schokoladenproduktion und kann mit Marken wie Daim, Milka, Suchard, Toblerone oder Kaba (alle aus dem Hause Kraft Foods) aufwarten. Ebenso in Bremen produziert werden die Edelmarken Feodora und Hachez.

Angesichts eines stark umworbenen, grundsätzlich überversorgten sowie satten – und übrigens überwiegend weiblichen – Konsumenten steht der Schokoladenmarkt heute unter einem enormen Innovationsdruck. Für alle „Chocoholics“ werden im Schlußkapitel exquisite Schokoladenrezepte reserviert.