Kleines Lexikon der Wirtschaftsnieten

Christine Demmer, Christof Schlösser

3821855568

Eichborn Verlag

14,95 Euro

Eine Currywurstbude zugrunde richte – das kann jeder. Für einen Ehrenplatz im Lexikon der Wirtschaftsnieten muss man schon mehr leisten. Zum Beispiel einen riesigen, erfolgsverwöhnten, traditionsreichen Konzern wir die AEG ruinieren. Oder Milliarden von Euro versenken, die Anleger einem Medienunternehmen namens EM-TV anvertraut haben. Oder, man denke an die DDR, eine ganze Volkswirtschaft in die Pleite treiben.

Das kleine Kompendium grandioser Fehlentscheider von Christine Demmer und Christof Schössler versammelt in 150 boshaften, polemischen, satirisch zugespitzten Porträts all die Könner und Möchtegern-Manager, die mit großer Geste Vermögen vernichteten – vom Wienerwald-König Jahn zum Baulöwen Jürgen Schneider und von Ron Sommer zu den Haffa-Brüdern. Auch lernresistente Großbanker wie Rolf Breuer und politisch protegierte Mehrfach-Nieten wie Birgit Breuel – als Treuhandchefin ebenso prädestiniert für dieses kleine Büchlein wie als Expo-Verantwortliche – werden in diesem unentbehrlichen Nachschlagewerk zum Schmökern und Festlesen gewürdigt.

Natürlich bedarf es bei der Unzahl von Nieten einer strengen Systematik. Und so unterscheiden die Autoren UNIVERSALNIETEN – hier findet sich die erste Garde der deutschen Wirtschaft wieder, aber auch Firmenlenker wie Carl von Gablenz (Cargolifter) mit seinem teuren Traum von Luftschiffen oder die Herren Schliekamp (Balsam), Schmider und Kleiser (beide Flowtex), die sich mit ihren Luftbuchungen so manch teuren Traum erfüllten; SENKNIETEN, wie sie die New Economy mit so mancher Internet- und Medienbude hervorgebracht hat – man denke an Peter Kabel oder die Kinowelt-Brüder Kömel; KOFFERNIETEN (Banker von Josef Ackermann bis Nick Nelson), SICHERHEITSNIETEN (die Aufsichtsräte...!), GLANZNIETEN aus Kultur- und Showgeschäft sowie SPREIZNIETEN (die Sportökonomen), BLEND- und DEKORNIETEN runden das Bild ab.