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Titel :
Die Habgierigen
Autor :
Reinhard Blomert
ISBN :
3888973287
Verlag :
Preis :
17,90 Euro
Infos :
Die Habgierigen von Reinhard Blomert im Kunstmann Verlag, ISBN 3-88897-328-7, 17,90 Euro

Der Prozess wegen versuchten Kursbetruges gegen die Brüder Haffa, einst Vorzeigeunternehmer des Neuen Marktes, läuft. Die Aktien ihres Unternehmens EM-TV, die zeitweise ein Hoch von 120 Euro erreicht haben, sind nur noch wenig mehr als ein Euro wert. Der Unternehmer der Firma Comroad wurde im Sommer 2002 wegen Kursbetruges und Insinderhandels angeklagt. Das sind nur zwei Beispiele, durch die den Deutschen die Lust, ihr Geld in Aktien anzulegen, gründlich vergangen ist. Im weltweit gepriesenen „Zeitalter der Aktien“ haben Gewinnsucht und Betrug eine Spur der Verwüstung gelegt, und fassungslos nimmt man die größten Pleiten der Geschichte – von Enron bis WorldCom – zur Kenntnis. Wie konnte es dazu kommen?

Die Interneteuphorie hatte seit Mitte der neunziger Jahre Millionen von Sparern verlockt, ihr Geld in Aktien anzulegen – der Neue Markt versprach riesige Gewinne, wer wollte da zu den Verlierern gehören? Jahrelang wurde dieser Markt aufgeblasen, selbst Warnungen wie die von Alan Greenspan vor „irrationaler Übertreibung“ wollte niemand hören. Der Zusammenbruch kam aber nicht von ungefähr. Der Soziologe Reinhard Blomert zeigt an vielen Beispielen wie systematisch daran gearbeitet wurde, die Spekulation anzuheizen, Investoren und Anleger zu täuschen und sich selbst zu bereichern. Vorbereitet wurde das schon in den 80er Jahren durch Firmenpiraten, die solide Firmen „unfreundlich“ oder „freundlich“ übernahmen, mit „fremdem“ Geld und zum eigenen Vorteil ausplünderten. In den 90er Jahren wurde dies zu einem eigenem Erwerbszweig. Beteiligt waren Manager der neuen Ökonomie ebenso wie Analysten der Investmentbanken und die Buchprüfer der Big Five, die sich alle für Deregulierungen stark machten. Ohne die Politik der Deregulierung wäre diese Spekulation nicht möglich gewesen, ohne sie hätte die Ausbeutung ganzer Industrieunternehmen durch die Finanzbrache sich nicht durchsetzen können. Blomerts Analyse macht deutlich, wie wichtig die demokratische Kontrolle eines Wirtschaftssystems ist, in dem Gier und Egoismus als Zeichen „seelischer Gesundheit“ gelten und zu den treibenden Kräften geworden sind.