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Titel :
Im Hambacher Wald
Autor :
Gert Reising
ISBN :
9783866382749
Verlag :
Preis :
16,00 Euro
Infos :
oder Die Kolonisierung der Erde durch die Untergrabung der Freiheit

Die Berliner Fotographin Sophie Reuter und der Karlsruher Autor Gert Reising kennen den »Hambiwald« seit Jahren und haben in Lluna mitten im Wald beschlossen, eine Publikation zusammen zu tragen, die zum einen die letztlich gescheiterte Räumung 2018 und zugleich eine Art Bericht über das Umfeld zeigt: eine Feldforschung im sinne europäischer ¬Ethnologie.
Die Fotographien dazu sind in Teilen zu sehen auf der Website von Sophie Reuter.

Es ist eine Expedition in den Kolonialismus des frühen 21. Jahrhunderts, der überraschend viele Parallelen zum Paternalismus des mittleren bis späten 19. Jahrhundert aufweist. Sie beginnen mit dem gnadenlosen Selbstverständnis der Eroberer, die den Einheimischen ihre angeblich demokratische Ideologie aufzwingen, sie damals Menschenfresser und Untermenschen nannten und sie in Konzentrationslagern verkommen ließen. Heute nennt man die Widerständigen gewaltbereite Linksradikale und Gesetzesbrecher. Beide Male zielt das auf die Ausrottung von Kulturen durch die industrielle Zivilisation.

Die bislang gescheiterte Eroberung des Hambiwaldes versucht, sich nicht nur den Geländegewinn zugunsten der Kohlegewinnung zunutze zu machen, sondern auch, die gesellschaftlichen Strukturen im Wald zu zerstören, die hierarchiefreie Organisation flacher Strukturen und die freien und offenen Kommunikationsformen derer aufzulösen, die sich untereinander Menschen nennen, sie sind auf jedweder Gleichheit unter¬einander: eben gelebte Demokratie aufgebaut – hiervon legt die offene ¬Lebensweise ohne bürgerliches Sentiment in den Baumhäusern ein beredtes Zeugnis ab. Es gibt bis heute eine vergleichbare Struktur bei den Nuer im Sudan, die ihre Konflikte ebenso gewaltfrei zu lösen suchen – und selbst die Eroberung des Sudans durch England vermochte dies nicht auszulöschen.