Des Abends eisige Stille

Susan Hill

978-3-426-66147

Knaur Verlag

19,50 Euro

Des Abends eisige Stille von Susan Hill im Knaur Verlag, ISBN 978-3-426-66147-5, 19,50 Euro


Ein Jahr nach dem grauenhaften Mord an seiner Kollegin Freya verbringt Detective Chief Inspector Simon Serrailler ein paar Tage in Venedig, seinem geliebten Zufluchtsort. Als er die Nachricht erhält, dass seine geistig behinderte Schwester Martha nach einer Infektion mit dem Leben ringt, kehrt er unverzüglich ins englische Lafferton zurück. Dort bricht der Alltag nur zu bald wieder über ihn herein: Der 9-jährige David ist verschwunden, und die Fahndung nach dem Täter wird zum Albtraum. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, vieles spricht dafür, dass der Junge rein zufällig einem Kindesentführer über den Wege gelaufen ist. Einem Mörder? Simon muss hilflos mit ansehen, wie Davids Familie an der Katastrophe zu zerbrechen droht – und die Ermittlungen geraten ins Stocken.

Zur beruflichen Krise kommt die private: Obwohl sich Martha wieder auf dem Wege der Besserung befand, stirbt sie an ihrem Geburtstag völlig unerwartet. Simon, für den seine jüngste Schwester ein wichtiger Halt war, wagt kaum, über seine heimliche Angst zu sprechen, dass jemand bei ihrem Tod nachgeholfen haben könnte. Oder ist er bereits so in seinem kriminalistischen Denken gefangen, dass ihm der Sinn für die Realität abhanden kommt?

Susan Hill erzeugt in DES ABENDS EISIGE STILLE eine Atmosphäre trügerischer Sicherheit, eine Welt, die immer undurchsichtiger wird, je besser man die Menschen in ihr zu kennen glaubt. Bei Susan Hill steht nie das Verbrechen allein im Vordergrund, vielmehr beleuchtet sie die Psyche ihrer Protagonisten. Dabei gelingt es ihr meisterhaft, mit wenigen Stichen eindringliche Charaktere zu zeichnen: Da ist der junge Polizist Jonathan, der mit dem entsetzlichen Mord an Freya mit einem Schlag ins wahre Polizistenleben katapultiert wurde und der seine Arbeit zunehmend als Berufung und Belastung empfindet. Da ist Simons Drillingsschwester Cat, die als Einzige in der Lage ist, die komplizierte Gefühlswelt ihres Bruders zumindest ansatzweise zu verstehen. Und da ist Simon selbst, der sich darauf versteift, in Freya habe er die Frau seines Lebens gefunden, und doch nur zum deutlich zeigt, dass seine Schutzhülle nach wir vor undurchdringlich ist.